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TIBET: RUND UM DEN BERG KAILASH

Länge: 52km
Dauer: ca. 3 Tage
Start & Ziel: Darchen

Was dich erwartet

Eine Pilgerreise zum heiligen Kailash im westlichen Tibet soll einen von allen Sünden freisprechen. Ziemlich verlockend, so ein Neustart.

DER TREK Im DETAIL

Der Kailash (6714 m) erhebt sich über der Steppe des Himalaya, ein schneebedeckter Wachturm, der die staubige, karge Ebene unter sich überblickt – mit trockenen Tälern und mäandernden Flüssen, mit buddhistischen Klöstern, die auf bröckelnden Felsvorsprüngen balancieren, mit Menschen in Plastiksandalen und Wollkleidern, mit Herden blökender Ziegen. Und Seen in krassen Farbtönen, wie Juwelen in die Landschaft getupft. Zwar ist der Berg – gemessen am Himalaya-Standard – nicht sehr hoch, aber dennoch ein symbolischer Titan, Achse der Welt. Er blickt in jede der vier Himmelsrichtungen, und sein Gletscherwasser speist Asiens große Flüsse. Nach buddhistischer, hinduistischer, jainistischer und bönischer Tradition verdient sich, wer auf der 52 km langen kora den Kailash umrundet, seine spirituellen Meriten. Einige wandern nachts, andere werfen sich auf dem Weg immer wieder zu Boden, wieder andere reiten auf Pferden, engagieren Träger und behelfen sich mit Sauerstoff aus der Flasche. Die meisten pilgern im Uhrzeigersinn, auch wenn Anhänger des Bön, einer animistischen Religion, noch älter als der Buddhismus, in die entgegengesetzte Richtung wandern. Eine Schlüsselstelle ist der Dolma-la, ein 5630 m hoher Pass, auf dem meist mieses Wetter herrscht. Der Gipfel ist den Göttern vorbehalten und tabu, eine Besteigung wird als Sakrileg betrachtet. Für erfahrene Wanderer kommt der Kailash kaum an eine durchschnittliche Herausforderung in alpinem Gelände heran. Aber selbst wenn du nicht religiös bist, Symbolik und Hingabe besitzen hier eine unglaubliche Kraft. An diesem Ort erreichen sogar gewöhnliche Leute das Außergewöhnliche. Du wirst unweigerlich daran glauben, dass die ganze Anstrengung auf irgendeine Art und Weise die Dinge in einem übergeordneten Sinn zurechtrückt.

Begleitet von einem Freund und einem Guide (vorgeschrieben in der Autonomen Region Tibet) starten wir den Trail in Darchen, das mit seinen Strömen von Pilgern, Touristen und Gastarbeitern wie eine Goldgräberstadt wirkt. Halbfertige Hotels, Schmuckläden und wilde Hunde, die in Abfallbergen wühlen, bestimmen das Bild. Wir entfliehen dem Moloch und halten uns westlich, hin zur sandigen Barkha-Ebene. Selbst dieser leichte Anstieg ist ein erster Lungentest, doch bei einem so blauen Himmel über uns bleibt mein Gang schwungvoll. Auf 4950 m entdecken wir einen Steinhaufen, der mit Gebetsflaggen geschmückt ist – und werfen einen ersten Blick auf die schneebedeckte Südflanke des Kailash. Es ist die erste von vier Stellen, an denen man sich niederwerfen muss. Unser Guide zeigt uns, wie es geht: Wir verneigen uns zum Berg hin, die Hände zum Gebet gefaltet, werfen uns auf den Boden und stehen wieder auf. Und von vorn.

Unser Weg krümmt sich nordwärts in das Lha-Chu-Tal und steigt langsam über ein Hochplateau an, das von Bergkämmen an beiden Seiten flankiert wird. Das Tal wird enger und wir passieren Schreinruinen (sog. chorten), einen Fußabdruck von Buddha und das kleine Kloster Chuku. Hirten lassen ihre Yaks im Sommer entlang des Flusses grasen, aber im Spätfrühling ist das Gras noch spärlich. Als wir eine Brücke zu unserem Nachtquartier überqueren, dem Kloster Dira-puk, liegen 20 km und 200 Höhenmeter gegen den Wind hinter uns. Dafür haben wir sieben Stunden gebraucht, eine entspannte Mittagspause eingerechnet. Das Kloster wirkt – eingetaucht in den gelben Glanz flackernder Kerzen, die aus Yakbutter gemacht werden – wahrhaft majestätisch, in seinem Inneren ist es allerdings kalt bis auf die Knochen. Morgens heult der eiskalte Wind, und durch unser kaputtes Fenster sehen wir den schneebedeckten Kailash. Nach einem auf Campingkochern zubereiteten Frühstück ziehen wir los. Es geht auf den beschwerlichen Weg durch das Dolma-chu-Tal. Viele Pilger sind schon älter, tragen dicke Kleider und ein Bündel mit sich. Wir schließen Freundschaft mit zwei Großmüttern, die Traubenzucker aus kleinen Ampullen trinken, damit der Zucker schnell ins Blut geht. Es wird immer steiler, Schneeverwehungen und Zweifel nehmen zu. Mir macht nicht der Schnee Sorgen, sondern das, was kommt: An der Opferstätte Shiva-tsal liegt überall abgelegte Kleidung herum – ein symbolischer Verzicht auf das frühere Selbst. Ich lasse am Ende nur eine Haarlocke zurück.

Auf einem Gletscherrücken hat sich eine Gruppe Männer um einen Felsen versammelt. Sie rufen uns herbei, und wir reihen uns ein. Der Bardo Trang ist ein Test: Die Pilger müssen sich durch enge Felsbrocken quetschen, die Sünder bleiben stecken, lautet die Überlieferung. Sich durch den engen Spalt vorzukämpfen, über eisigem Boden, fühlt sich wie eine zweite Geburt an. Die Männer beglückwünschen uns zu unserem Erfolg, dann ziehen wir weiter. Auf dem Dolma-la ist der gesamte Gebirgspass über und über mit flatternden Gebetsflaggen geschmückt – ein von Geistern und guten Absichten erfüllter Ort. Es wimmelt von Porträts von Tibetanern und Geld, das an Felsen gepappt ist. Ich schließe mich einer Gruppe Fremder an, die sich Snacks teilen, bevor es wieder 600 m hinunter geht. Wir erreichen eine Talsohle, unsere Füße schmerzen in unseren Stiefeln. Eine Tasse milchiger Tee bringt die Wärme in meine Knochen zurück. Im Sonnenschein arbeiten wir uns entlang des Dzong-
Chu weiter durchs Tal vor. Das Abendessen besteht aus verkochten Nudeln. Hoch oben am Hang liegt das Kloster Zutul-puk, ich lausche dem Gesang der Mönche. Keine Ahnung, ob ich meine Sinne noch beisammen habe, aber hier umgibt mich ein Frieden, der wohl die logische Folge der Prüfungen auf dem Pfad ist. Am letzten Tag wandern wir noch einmal 14 km über eine Straße, die uns zurück in die Barkha-Ebene führt. Wir halten eine konstante Geschwindigkeit und haben den Kailash fast umrundet. In der Ferne rumpeln Lastwagen über die Steppe.

 

Anreise: Vom Flughafen Ngari Gunsa sind es knapp 330 km bis Darchen.

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Unterkunft: Darchen verfügt über viele Hotels, auf dem Trail bieten Klöster einfache Unterkunft und Verpflegung.