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VEREINIGTE STAATEN: DER LANGE PFAD, "THE LONG TRAIL"

Länge: 439km
Dauer: ca. 22 Tage
Startpunkt: Williamstown, Massachusetts
Ziel: North Troy, Vermont

Was dich erwartet

Amerikas ältester Fernwanderweg folgt der Länge der Green Mountains, besitzt allein 300 km an Neben-Trails und breitet vor einem die vielfältige Schönheit des nördlichen New England aus.

DER TREK Im DETAIL

Er existierte vor dem Appalachian Trail, dem Pacific Crest Trail und all den anderen legendären Routen Nordamerikas: der Long Trail, der „lange Pfad“. Amerikas ältester Fernwanderweg existiert seit 1910, als zwei Dutzend Outdoor-Fans in Vermont den Green Mountain Club gründeten. Was als 48 km langer Weg zwischen Mt. Mansfield und Camel’s Hump begann – den beiden beliebtesten Gipfeln Vermonts –, verlief um 1930 bereits auf der gesamten Länge von Massachusetts bis Québec. Auf dem für seine idyllische Schönheit bekannten Long Trail verschmilzt man förmlich mit der Wildnis. Von Norden nach Süden führt der Weg wellenartig über die Bergrücken der Green Mountains, durch dichte Ahorn-, Buchen- und Birkenwälder, hinab in farnbestandene Schluchten und felsige Bachbetten und hinauf zu den höchsten Gipfeln des Bundesstaates. Der Klassiker ist ein Marathon von Vermonts Südgrenze bei Williamstown (Massachusetts) bis zum Dorf North Troy kurz vor Französisch-Kanada. Je nach Kondition schafft man den Trail in zwei bis vier Wochen und übernachtet dabei in einer der mehr als 70 Unterkünfte. Sie reichen von einfachen Zeltplätzen und Unterständen bis hin zu komfortableren Optionen wie der restaurierten Bolten Lodge von 1928, die an ein irisches Cottage erinnert. Ungefähr alle 8 km bietet sich eine Übernachtungsmöglichkeit, immer nach dem Motto: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die meisten sind gratis, pauschal 5 Dollar kostet es, wenn im Sommer ein Hüttenwirt vor Ort ist.

Wie so viele Einwohner New Englands habe ich den Long Trail häppchenweise absolviert. Er kreuzt regelmäßig Highways und führt an Dörfern vorbei, sodass sich ausreichend elegenheiten in ganz Vermont bieten, in eine Tagestour oder ein Wochenendabenteuer zu starten. So kommt man auf den Geschmack, ohne sich gleich für eine mehrwöchige Expedition entscheiden zu müssen (für manche ist das Schummelei, aber der Green Mountain Club verleiht an jeden den „Finish-to-Finish“-Aufnäher, der den Trail komplett gewandert ist, ob am Stück oder im Lauf seines Lebens). Im Lauf der Jahre habe ich regelmäßig Abschnitte abgehakt. An schönen Wochenenden erkundete ich die Berge in der Nähe meiner beiden Heimatstädte Brattleboro und Middlebury, und als geborener Ostküstler spürte ich, wie die sanften grünen Berge irgendwas in mir ansprachen. So viel von Vermonts Schönheit liegt in seinen Wäldern, und an manchen Tagen gibt es nichts Besseres, als in sie einzutauchen und von der ungeteerten Mt. Tabor Road bei Danby hinunter in die Big Branch Wilderness zu wandern. Jeder, der einmal an einem lauen Augusttag die weiß gestreiften Birken und zauberhaften roten und goldenen Ahornblätter unter einem wolkenlosen blauen Himmel erlebt hat, versteht, was es mit der strahlenden Schönheit dieser Wälder auf sich hat. Allerdings habe ich auch 20 Jahre meines Lebens in den unendlichen Weiten des Westens verbracht – und immer noch sehne ich mich nach den endlosen Horizonten, die der  Long Trail über der Baumgrenze bereithält.

Zu meinen schönsten Momenten gehört der Aufstieg zum Camel’s Hump – der einzige große Gipfel in den Green Mountains, der noch nicht für Skifahrer präpariert ist, und mit seinem groben, freiliegenden Felsrücken der wohl prägendste des Staates – mit einer Gruppe. Wir starteten an der Montclair Glen Lodge am Fuß des Berges. Stellenweise stapften wir durch kniehohen Schnee und kletterten über vereiste Felsen, bis wir schließlich den Gipfel in der Abenddämmerung erreichten – im grauen Winterlicht ein unglaublich inspirierendes Erlebnis. Im Dunkeln folgten wir unseren Spuren den Berg hinunter, eine leuchtende Kette aus Stirnlampen vor der geisterhaften Silhouette der weißen Bergflanken. Voll purer Magie ist auch der Gipfel des Mt. Mansfield. An Vermonts höchstem Berg zu wandern ist die ultimative Long-Trail-Erfahrung, mit atemberaubenden Blicken gen Westen auf Lake Champlain und gen Osten auf New Hampshire, südlich über Camel’s Hump hinaus und nördlich nach Montreal.

Auf dem Weg marschiert man durch alpine Tundra, mit Pflanzen, die normalerweise 2400 km nördlich im subarktischen Kanada vorkommen. Um diesen Abschnitt bei einer Tagestour zu erkunden, gibt es nichts Besseres als den 5 km langen Anstieg des Sunset Ridge Trail. Er beginnt am Underhill State Park und ist eine der schönsten Wanderrouten in den USA. Andere Hochgebirgserlebnisse entlang des Long Trail sind weniger anspruchsvoll. Nur wenige sind befriedigender als der 1,3 km lange Aufstieg vom Brandon Gap zum Great Cliff des Mt. Horrid. Der Blick weit über das Land der Biber und Elche und die Berge dahinter versetzt einen in Staunen. Vielleicht ist meine schönste Trail-Erinnerung aber die an meine Tochter Chloe bei ihrer ersten großen Tour im Alter von einem Jahr. Wir stiegen vom Lincoln Gap hinauf zum Mt. Abraham, einem der seltenen 4000er des Bundesstaates – 4000 Fuß, also etwa 1330 m. Sie grinste über beide Ohren, als sie sich auf dem Gipfel an dem Rücken eines sehr kinderfreundlichen Hundes festhielt, im Hintergrund die grünen Weiten von Vermonts Champlain Valley. Dreizehn Jahre später machen wir regelmäßig Wandertouren auf dem Trail, und mittlerweile hoffe ich darauf, ihn eines Tages an einem Stück mit ihr zu erwandern. Denn genau so ist es gedacht.

 

Anreise: Der internationale Flughafen von Albany (ALB) liegt eine Stunde vom südlichen Startpunkt bei Williamstown entfernt, während es vom Burlington International Airport (BTV) circa 90 Minuten zum nördlichsten Punkt des Trails sind.

MEHR INFO auf Lonelyplanet.de und www.greenmountainclub.org/the-long-trail

Unterkunft: Neben den 72 eher rustikalen Behausungen kann man im voll ausgestatteten Inn at Long Trail auf halbem Weg neue Kraft tanken (www.innatlongtrail.com).