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TÜRKEI: DER LYKISCHE WEG

Länge: 540km
Dauer: ca. 27 Tage
Startpunkt: Ovacık (zwischen Fethiye und Ölüdeniz)
Ziel: Antalya

Was dich erwartet

Dieser türkische Fernwanderweg schlängelt sich an lykischen Ruinenstädten des Mittelmeers entlang, trifft auf goldene Strände und Küstenstädte, hügelige Dörfer und bergiges Hinterland.

DER TREK Im DETAIL

Als ich das Fischerdorf Üçagiz verließ, erwachte das Örtchen gerade zum Leben. Kein Herumtrödeln mehr, nur ein kurzer Abschiedsgruß zu den Frühaufstehern vor der Teestube. Schließlich wollte ich schon ein paar Kilometer an der Mittelmeerküste geschafft haben, bevor die Kühle dieses Frühlingsmorgens dahingeschmolzen sein würde. Das nächste Dorf auf der Halbinsel Teke, diese Auswölbung mit all ihren Stränden und Ferienorten, gerahmt von Olivenwäldchen am Fuß des westlichen Taurusgebirges, erreichte man nur zu Fuß oder per Boot. Benannt nach dem byzantischen kale (Burg), war das kleine Dorf Kaleköy mit Sicherheit die 4 km lange Wanderung wert. Nur ein kleiner, aber für die Landschaft so typischer Abschnitt des Lykischen Wegs, eines 29-tägigen Fußmarschs über 540 km, der der Küste der Halbinsel Teke von den Touristenhochburgen in Fethiye nach Antalya folgt, vereinzelte Abstecher ins raue Landesinnere eingeschlossen. Ich stieg einen felsigen Weg durch mediterranes Buschland hinauf und überblickte plötzlich eine Bucht, deren tiefes Blau nur von den Umrissen einiger Inseln und Halbinseln unterbrochen wurde. Vorbei an einer Werft, wo hölzerne gület-Segler für den Sommer repariert wurden, stieg ich einen Pfad zur Burg hinauf und kam auf einem Bergrücken mit lykischen Turmgräbern heraus. Noch mehr ragten aus dem flachen Wasser der Bucht unter mir.

Einmal quer über die Bucht lag die Insel Kekova mit den Unterwasserruinen der lykischen Stadt Simena, die hier nach einer Reihe von Erdbeben vor 2000 Jahren im Meer versank. Nach einem Mittagessen mit Mezze auf der Terrasse einer Pension brachte mich ein Fischer hinüber, damit ich die Batik Sehir (die versunkene Stadt) genauer in Augenschein nehmen konnte. Zerbrochene Amphoren, Fundamente von Gebäuden und Treppenstufen verloren sich im Tiefblau des Meeres. Genau das macht den Reiz des Lykischen Weges aus: Überall lassen sich fesselnde Abstecher in die Antike unternehmen, mitten in der wildromantischen, mediterranen Landschaft. Der Trail geht auf die britische Amateurhistorikerin Kate Clow zurück, die den Weg in den späten 1990ern auskundschaftete, plante und beschilderte. Sie wollte die uralten Pfade der Türkei ausfindig machen und damit eine Zeitreise durch die Jahrhunderte ins Mittelalter der Lyker ermöglichen. Jahre verbrachte sie damit, diesen wunderschönen Teil der Türkei zu erkunden. Sie überzeugte lokale Bergbauern von ihrem visionären Trail und den Vorteilen des Tourismus. Bis heute gilt der Lykische Weg als ursprünglichster und beliebtester Fernwanderweg der Türkei.

Grundidee des Lykischen Weges ist, eher die Region zu erkunden als sklavisch einer festen Route zu folgen. Daher bietet der Trail viele Abstecher, Ausflüge und Variationen auf dem ehemaligen Territorium der mysteriösen Lyken. Als Erster erwähnte Homer die Lyker in seiner Ilias. Sie besiedelten diesen Teil Anatoliens vor mindestens 3000 Jahren und gehörten wahrscheinlich zum Lukka- Reich, das in alten Texten der Hethiter erwähnt wird. Ihre Blütezeit kam mit der Lykischen Liga, einem losen Zusammenschluss von 25 Stadtstaaten, der als eine Art urdemokratische Vereinigung der Geschichte gilt. Der Trail bahnt sich seinen Weg zu den wichtigsten Überbleibseln der Liga, die rund 165 v. Chr. gegründet und zwei Jahrhunderte später dem Römischen Imperium einverleibt wurde: etwa die moosbewachsenen Ruinen in Letoön, ein Heiligtum zu Ehren von Zeus’ Geliebter Leto, Schutzpatronin Lykiens, sowie das antike Theater und die Turmgräber von Xanthos, der lykischen Hauptstadt. Sie wurde 42 v. Chr. von Brutus angegriffen, woraufhin die Einwohner Massenselbstmord begingen. In Patara wartet eine weitläufige Wiese, die mit lykischen Ruinen gespickt ist, darunter ein 5000 Menschen fassendes Amphitheater und eine von Säulen gesäumte Straße zum längsten Strand der Türkei.

Der Reiz des Trails ist sein Mix aus romantischen Ruinen und Mittelmeerambiente – mit all den Annehmlichkeiten weiß getünchter Hafenstädte wie Kas und Kalkan, wo sich Wanderer wohlverdiente Fisch- und Mezzeköstlichkeiten schmecken lassen. Mein Lieblingsort zum Chillen war Kabak, ein schwer zugängliches Dorf, nur zu Fuß oder mit Geländefahrzeug über steil abfallende Waldwege zu erreichen. Zur traditionellen Landwirtschaft und Bienenzucht in seinem Tal haben sich eine Handvoll New-Age-Resorts in rustikalen Hütten gesellt, in denen man den Tag mit Yoga begrüßen oder auf Restaurantterrassen den Seeblick genießen kann: ein wundervoller Ort zum Entspannen, nachdem ich mich zuvor tapfer den mit Seilen gesicherten Weg vom Strand des Schmetterlingstals hinaufgekämpft hatte. Das Schmetterlingstal mit seinen hübsch-bunten „Russischen Bären“ ist nur eins der Naturwunder entlang des Trails. Legendär ist Chimaira, wo an mehreren Stellen Flammen aus dem felsigen Berghang schlagen. Nach Sonnenuntergang machen die Feuerfelder den größten Eindruck. Von Olympos aus sind sie leicht zu erwandern. Die Ruinen dieser Stadt aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. führen zu einem Strand, der einst von den Anhängern des lykischen Hephaistos-Kultus bewohnt wurde, die dem Gott des Feuers huldigten. Heute ist Olympos bekannt für seine „Baumhaus“-Lager, in denen Wanderer Körper und Geist in Hängematten baumeln lassen können. Am Lagerfeuer werden Wanderabenteuer geteilt, bevor man sich in den Hütten schlafen legt – nur wenige von ihnen sind tatsächlich in die Bäume gebaut. Eine weitere Überraschung bot Kayaköy (gr. Levissi), ein Dorf, das eher durchs 20. Jahrhundert und seine grausamen Auseinandersetzungen geprägt wurde. Armenier wurden von hier vertrieben. Und nach dem Ersten Weltkrieg die Bevölkerung komplett ausgetauscht, von türkischen Griechen zu griechischen Türken. Schließlich wurde die Ruinen- und Geisterstadt komplett verlassen und nie wieder besiedelt. Zurück blieben unheimliche Straßen, lauter abbruchreife Häuser, Kirchen und über allem eine Burg. Andere Wanderer, denen ich auf dem Trail begegnete, begeisterten sich übrigens fürs Campen in Olivenhainen, fürs Picknick mit einem türkischen Bauern oder für die hausgemachte Küche in einer dörflichen Pension – nur einige der weiteren Überraschungen am Wegrand entlang des türkischen Mittelmeers.

 

Anreise: Auf der Küstenstraße D400 zwischen Fethiye, 45 km östlich des internationalen Flughafens Dalman, und dem Flughafen Antalya verkehren regelmäßig Busse und Dolmus-Minibusse.

MEHR INFO auf Lonelyplanet.de. Kate Clows Führer „Der Lykische Pfad“ bietet auch Wanderkarten, darüber hinaus gibt www.trekkinginturkey.com Infos für Wanderer. Abgesehen von einer App kann man das Büro der Culture Routes Society (cultureroutesinturkey.com) direkt in Antalya besuchen.

Unterkunft: Rantepao hat viele Hotels und Homestays, Mamasa ein paar. Unterwegs kehrst du bei Dorfbewohnern ein.